Politik

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Petition

In einer aktuellen Petition geht um die DNS-Sperren (die durchaus als Zensur und damit Angriff auf das Grundgesetz gewertet werden kann), welche von Familienministerin von der Leyen initiiert wurden. Es gibt eine breite öffentliche Kritik, welche von den befürwortenden Parteien bisher ignoriert wird. Und wenn eine Antwort kommt läuft diese auf das primitive Totschlag-Argument „Alle Netzsperren-Kritiker sind pädophil“ hinaus. Diese Reaktionen halt ich für höchst unbrauchbar und spricht nicht gerade für Regierungskompetenz. – Zumindest für eine Demokratie.

Die nun eingereichte vorliegende Petition erweckt in mir die Hoffnung, dass Kritik an den Internetsperren doch noch gehört wird. Sie ist zwar etwas kurz gefasst und lässt ein paar Argumente missen, aber da sie den Kernpunkt auf den Kopf trifft kann ich nur dringend empfehlen diese Petition zu unterzeichnen!

Vielleicht schaffen wir es ja schon durch das Petitionsrecht die Politik wieder in die Spur zu bringen und es braucht nicht mal einen Gang zum Bundesverfassungsgericht. Wäre ja schön!

https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=3860

Gefunden übrigens bei Nordpirat und Netzpolitik.org.

Frage an die Politik

Wie stellen Sie sicher, dass so etwas in Deutschland NIE passieren wird?

Immer mehr Blogger im Visier der Staatsmächte
„Vier Tage lang hat ihn der ägyptische Sicherheitsdienst eingesperrt, kaum schlafen lassen – und stundenlang verhört. Der 27-Jährige Rizk ist einer von vielen Bloggern, die verfolgt werden, weil Staatsmächte ihre Web-Einträge als Bedrohung verstehen.“

schreib das ZDF auf heute.de. Die aktuellen Geschehen (oder hier) und Gesetze in Deutschland lässt die Frage aufkommen, wie sichergestellt wird, dass solche Verhältnisse in Deutschland nicht eintreten. Man muss ja schon fast schreiben: nicht zum Regelfall werden…

Killerspiele

Immer wieder wird der Ruf laut, Computerspiele in denen es zum Spiel gehört andere Kreaturen zu töten abzuschaffen. Ich hatte ja hier schon kurz geschrieben, dass ich das nicht für zielführend halte. Hier noch ein kurzes Video, welches die Problematik etwas:


YouTube  

Ich will hier keine Werbung – auch nicht indirekt – für solche Spiele machen. Gewalt ist etwas schreckliches, und auch wenn statistisch nicht viel nachgewiesen werden kann denke ich, dass uns der Konsum von Gewaltszenen in Filmen, Spielen und Nachrichten beeinflusst. Aber wir können der Gewalt nicht ganz aus dem Weg gehen und müssen uns auch mal eine Berichterstattung aus einem Kriegsgebiet anschauen.

Wie schon gesagt, wir als Freunde/Eltern/Gesellschaft/Politiker müssen unseren Mitmenschen Medienkompetenz und Werte vermitteln, nicht durch Verbote noch zusätzlich Reize schaffen es mal auszuprobieren. Verbote bringen nix!

Auch die Ärztezeitung (gefunden bei der Freien Welt) berichtet zu diesem Thema und Guido Westerwelle und die FDP haben ja schon im Juli 2007 dazu Stellung (pdf) bezogen.

Wie erreiche ich meine Vertreter?

Manchmal frage ich mich, wie eigentlich die Politiker erkennen, was das Volk möchte. Immerhin sind sie unsere Vertreter, da sollten sie doch auch wissen, was wir wollen. Oder zumindest danach fragen. Manchmal habe ich jedoch den Eindruck, dass sich der kurze Zeitpunkt, den sie sich für unsere Meinung interessieren alle vier Jahre wiederholt. An der Wahlurne.

Auch ich habe verschiedentlich Briefe per Post geschickt (schon einige Jahre her) oder hier im Blog „offene E-Mails“ geschrieben. Allein die Tatsache, dass nicht ein einziges Mal eine Rückmeldung kam lässt die Frage aufkommen ob sie überhaupt gelesen wurden. Natürlich haben die Leute viel um die Ohren, aber die Anliegen derer, die sie vertreten sollten sie doch wenigstens zur Kenntnis nehmen. Von mir aus kann ja ein Mitarbeiter der Politiker die Anfragen sortieren oder sogar filtern. Aber dann sollte doch wenigstens dieser antworten. Einfach ignorieren kann es doch nicht sein!

Das Internet bietet im Prinzip die Technik um auf einfache Weise mit den Politikern in Kontakt zu treten. Aber sie scheinen das partout nicht zu wollen. Einfache, einheitliche Kommunikationswege zu den deutschen Entscheidern gibt es nicht. Manche sind so offen und geben auf ihrer Webseite eine E-Mail-Adresse an. Ob Post dorthin gelesen wird bleibt ungeklärt. Kontaktformulare die auf manchen Webseiten anzutreffen sind trifft das gleiche Urteil: Dem Anschein nach wird das direkt in den Papierkorb weitergeleitet. Einige Politiker verweisen auf das direktzu-Portal, welches die Möglichkeit bietet, öffentlich Anfragen zu schreiben. Durch ein Wahlverfahren können andere Benutzer dann entscheiden ob die Anfrage gut oder schlecht ist. – Häufig gewählte Anfragen werden dann an die Politiker weitergeleitet. Irgendwann. Dieses System, in dem man auch gegen andere Anfragen stimmen kann um das eigene Anliegen dadurch nach vorn zu arbeiten ist mir aber etwas unsympathisch. Z. B. kann sich ein Politiker auch vor einer unangenehmen Frage drücken: Ganz einfach ein paar E-Mail-Adresse anlegen und dagegen stimmen. Das können sogar die Handlanger von Internet-Ausdruckern. Naja, auch hier will man vermutlich gar nicht gehört werden. Oder warum sonst wählt man ein System, welches Anfragen erstmal 90 Tage in einer Warteschlange hält um dann einen Teil davon weiterzuleiten?

Das Portal Abgeordnetenwatch.de ist das beste, was ich gefunden habe. Hier kann man den Bundestagabgeordneten öffentlich Fragen stellen, welche diese dann ebenfalls dort für alle lesbar beantworten können. Für unbeantwortete Anfragen kann man sein Interesse bekunden, und wird dann per E-Mail benachrichtigt, wenn sich was getan hat. Die Anzahl der Interessenten üben damit einen gewissen Druck auf die Politiker aus, „endlich“ zu antworten. Aber auch hier gibt es einige, die sich dagegen wehren auf die Bürger und ihre Anliegen einzugehen. Sie antworten einfach gar nicht oder kopieren eine Standardantwort rein (oder lassen das machen). – Wiedermal ein Zeichen dafür, dass sie sich nicht für ihre Wähler (oder gar die anderen Bürger) interessieren und wohl auch nicht mehr gewählt werden wollen. Die Landtage sind bei Abgeordnetenwatch mittlerweile auch vertreten, aber aufgrund der finanziellen Situation noch nicht komplett ausgebaut (das Portal wird durch Spenden finanziert).

Jetzt, während des Wahlkampfes hat auch der Presseschauer begonnen den Parteien von Zeit zu Zeit öffentlich Fragen zu stellen und die Antworten ebenfalls verfügbar zu machen. Leider auch hier deutliche Zeichen: Die meisten wollen nicht mehr gewählt werden. – Für eine Partei, sollte man meinen, dürfte es ja kein Problem sein eine Anfrage zu beantworten, die sind ja dort nicht alleine…

Interessanter Weise wird auf die „Feedback“-Kanäle wesentlich mehr Wert gelegt. Davon gibt es viele und eine Webseite hat auch jede Partei und fast jeder Abgeordnete. Eigentlich muss ein Politiker auch nur irgendwas sagen und die Medien wiederholen es dann tagelang. Meinem Verständnis von Demokratie läuft das genau entgegen.

Sehr geehrte Frau von der Leyen

Sehr geehrte Frau von der Leyen,

herzlichen Dank, dass Sie sich dem Thema Kinderschutz und Kinderpornographie angenommen haben. Dies sie sehr wichtig, da sich Kinder in aller Regel nicht wehren können. Ich habe Einblick in eine Kinder- und Jugenhilfeeinrichtung hier am Ort und bin erschüttert, in welchen Verhältnissen manche Kinder leben müssen. Viele erleben zu Hause Gewalt und der Begriff der „Hure“ ist für viele nicht nur eines von vielem Schimpfworten, sondern harte Realität.

Als technisch versierter Bürger, durch mein Interesse am Medium ‚Internet‘ und nicht zuletzt mein Informatikstudium kann ich die Details der geplanten Internetsperren einschätzen und halte Sie für den falschen Weg. – Unabhängig davon, ob sie nun freiwillig von Seiten der Provider umgesetzt werden oder eine gesetzliche Grundlage bekommen sollten.

Die Gründe sind vielseitig und ich werde sie Ihnen bei Interesse gerne ausführlich erläutern. Grob zusammengefasst geht es um folgende Punkte:

Die Sperren …

  • sind technisch leicht zu umgehen
  • sollen auf geheimen Listen basieren, was ich als Verstoß gegen GG Art. 5 (1) halte
  • selbst wenn der Konsum von KiPo damit eingedämmt wird, ist den Kindern nur wenig geholfen; wir brachen viel mehr eine wirksame Strafverfolgung der Produzenten und Konsumente von KiPo-Material
  • es ist völlig unklar, wie eine Internetseite, sollte sie mal auf der Liste auftauchen, dort wieder runter kommt
  • die Liste soll vom BKA gepflegt und kontrolliert werden, wo bleibt da die Gewaltenteilung?

Einer der führenden Verlage auf dem Gebiet der Informationstechnologie ist Heise. Dort können Sie einen Artikel finden, der die Problematik mit dem bisherigen Ansatz verdeutlicht. Dieser ist unter der Adresse http://www.heise.de/ct/Die-Argumente-fuer-Kinderporno-Sperren-laufen-ins-Leere–/artikel/135867 erreichbar.

Ich bitte Sie: zeigen Sie, dass Ihnen daran liegt die Kinder zu schützen und nicht nur dem BKA den lang ersehnten Wunsch nach Zensur, die auf alle Bereiche ausgeweitet werden kann, ohne dass Sie oder ein Bürger es merkt!

Es würde mich sehr freuen, wenn Sie mir auf dieses Schreiben Antworten würden, was Sie gerne auch in meinem Blog tun können, in dem ich diesen Brief an Sie auch veröffentlichen werden: http://www.raphael-mack.de/politik/sehr-geehrte-frau-von-der-leyen.

Freundliche Grüße,
Raphael Mack

P. S.: Ich hänge Ihnen ein paar weitere Links hier an, um Ihnen zu verdeutlichen, dass es hier nicht nur um die Meinung eines einzelnen Bürgers geht, sondern eine breite Masse:
http://www.golem.de/0903/66185.html
http://netzpolitik.org/2009/ct-widerlegt-argumente-fuer-internet-zensur/
http://mogis.wordpress.com/
http://blog.odem.org/2009/04/bundeshacker-omnicleaner.html
http://www.lawblog.de/index.php/archives/2009/03/25/die-legende-von-der-kinderpornoindustrie/
http://blog.odem.org/2009/04/vortrag-kipo-re-publica.html
http://www.presseschauer.de/?p=516
http://www.raphael-mack.de/politik/kinderpornographie/
http://www.bundestag.de/parlament/funktion/gesetze/Grundgesetz/gg_01.html

Diese Liste ist unsortiert und nicht vollständig, interessant ist, dass ich abgesehen von einigen amtierenden Politikern und dem BKA keine Befürworter gefunden habe. Sollten Sie (oder sonst jemand der dies liest) unabhängige Befürworter kennen, bitte ich um Hinweise (Kommentare!).

Update (13.04.2009): Dieser Link hier ist einfach zu wichtig, als dass ich ihn weglassen könnte: http://odem.org/tmg/

Update (14.04.2009): Da schon „Beschwerden“ kamen, dass ich den Link vergessen hatte: Wer die Chance, dass die Familienministerin diesen Brief auch wirklich liest kann hier dafür stimmen…

Kinderpornographie

Zu aller erst: Sexueller Missbrauch ist wohl das schlimmste Verbrechen, das man einem Kind antun kann. Es ist abscheulich, gehört bestraft und ich finde es gut und wichtig, wenn Steuergelder ausgegeben werden um Kinder davor zu schützen.

Auf Anregung von Ursula von der Leyen denken einige Politiker darüber nach Sperrlisten einzuführen, die verhindern sollen dass einige Seiten im Internet abrufbar sind. Es ist geplant, diese Listen vom BKA pflegen zu lassen, und sie nicht zu veröffentlichen. Eben jenes BKA, dessen Präsident im Bundestag „scheußliche Videosequenzen von der Vergewaltigung eines kleinen Mädchens“ zeigt – als Einstimmung in die Debatte. Das BKA soll doch lieber dafür sorgen, dass die Internetseiten vom Netz genommen werden, statt nur eine Liste zu machen mit Seiten die gesperrt werden sollen.

Vergleichen wir die Situation doch einmal mit China: Dort werden bestimmte Internetseiten blockiert. Es ist weder eine Liste noch eine Begründung öffentlich zugänglich. Gesperrt wird dort so allerlei, z. B. Videos von tibetischen Mönchen, die (friedlich) gegen die chinesische Unterdrückung protestieren. Vermutlich jetzt auch diese Seite hier, denn ich schreibe ja, dass in China zensiert wird. In China heißt das ganze Zensur und verhindert die freie Meinungsäusserung. Die Regierung unterbindet Kritik, alles was nicht ins chinesische System – also den Ideen der Machthaber – passt ist schlicht nicht auffindbar. In Deutschland sollte so etwas nicht möglich sein, denn im Grundgesetz steht in Art. 5 (1):

… Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewähleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

Wie sich nun eine geheime Liste von gesperrten Internetseiten von der Praxis in China unterscheidet und mit dem Grundgesetz vereinbar sein soll ist mir absolut unverständlich. Aber es geht ja noch weiter: Frau Schavan möchte die Sperrlisten, noch bevor sie eingeführt sind, erweitern. Da muss man sich doch echt fragen, ob wir noch weit davon entfernt sind, dass die CDU die anderen Parteien auf die Sperrliste setzen lässt…

Nun ja, es gibt ja auch andere Länder, die schon solche Sperrlisten umgesetzt haben und gegen Kinderpornographische Inhalte im Internet einsetzen. Z. B. Schweden: Björn Sellström, der Chef der Polizeiermittlungsgruppe gegen Kinderpornografie und Kindesmisshandlung in Stockholm sagte allerdings gegenüber dem Focus:

„Unsere Sperrmaßnahmen tragen leider nicht dazu bei, die Produktion von Webpornografie zu vermindern“

Außerdem könnten die Sperren dort „leicht“ umgangen werden. – Macht es also wirklich Sinn, das bei uns auch einzuführen? Oder sollten lieber andere, effektivere Wege gegangen werden? – Solange die Internetseiten in Deutschland betrieben werden sollte es ja für die Polizei ein leichtes sein, die Betreiber dran zu kriegen. KiPo ist ja schließlich bei uns illegal. Wenn Angebote aus anderen Ländern in Deutschland konsumiert werden, so ist die Sache natürlich etwas schwieriger, aber trotzdem machbar. Und im Zweifelsfall muss man halt beginnen ein außenpolitisches Thema daraus zu machen und mit fremden Regierungen Gespräche führen.

Laut der Neuen Osnabrücker Zeitung hat das Bundeskriminalamt Zweifel an der Wirksamkeit von Sperren für Kinderporno-Seiten im Internet zurückgewiesen. Jörg Ziercke sagte:

Nach unseren Erkenntnissen sind vier von fünf Menschen, die im Internet auf Kinderpornos zugreifen, Gelegenheits-Konsumenten. Die lassen sich durch ein Stopp-Schild abschrecken und geben ihr Vorhaben auf.

Aber wird man wirklich aus Gelegenheit pädophil? – Ich kann mir das nicht so recht vorstellen. Und selbst wenn nur noch ein Fünftel der Konsumenten an das Material kommt, damit ist doch den Kindern nicht geholfen! Die Politik sollte dich lieber Gedanken darüber machen, wie die Erstellung eingeschränkt werden kann, statt nur auf den Konsum zu schauen.

Sollten die technichen Sperren wirklich kommen, bin ich wohl nicht der einzige, der schon das Bundesverfassungsgericht in Aktion sieht.

Ein paar weiterführende Links zum Thema, die ich nicht im Text unterbringen konnte:
netzpolitik.org
czyslansky
Gedanken des „Datenschutzbeauftragten“
Golem